
Jeder weiß, traurige Ereignisse, die Einschnitte im Leben darstellen, nehmen im Alter zu. Schon der Auszug der Kinder aus dem heimischen Nest bedeutet für manche Eltern eine kleine Tragödie. Doch eigentlich sollten sie stolz auf ihre selbstständigen Kinder sein und sich über den gewonnenen Freiraum freuen. Aber später setzt uns das Leben schwerer zu. Oft ist es die Pflege der eigenen Eltern, eigene Erkrankungen wie Diabetes, Rheuma, chronische Schmerzen, Schlafstörungen, … Partner, Geschwister, Freunde und Nachbarn versterben, hoffentlich nicht die Kinder oder Enkel. Auch das Ausscheiden aus dem Berufsleben bedeutet nicht für jeden pure Freude. Diese psychischen Belastungen, die mancher auch als Schicksalsschläge bezeichnet, kommen selten nacheinander, sondern überfallen uns oft gleichzeitig wie ein Rudel und wir fühlen uns im ersten Moment hilf- und wehrlos. Unsere emotionale Stabilität gerät schwer ins Wanken und es ist wahrlich nicht einfach, solche Erschütterungen zu verarbeiten.
Anne und Ulli kennen dies. Besonders Trauerfeiern, Beisetzungen – kurz alles, was mit Tod und Sterben zusammenhängt, würden wir am liebsten aus unserem Leben verdrängen und wollen nichts damit zu tun haben. Aber es wäre dumm, würden wir die Tatsache ignorieren, dass jedes Leben endlich ist. Und je älter wir werden – so Anne – , desto tiefer sind wir schockiert, können es nicht fassen und sind tief traurig – oder auch manchmal dankbar, dass es so schnell und ohne langes Leiden vorübergegangen war. Aber die Abschiedszeremonie hat uns oft sehr nachdenklich werden lassen. Muss man so viel preisgeben über den Toten? Hätte er das gewollt? Er, der Zeit seines Lebens so zurückhaltend war, wenn es um seine Biografie ging. Oder war das eben nicht eine maßlose Schönfärberei? Ohne ihn schlecht machen zu wollen, das eben hatte mit der Realität kaum etwas zu tun. Und wieso eine kirchliche Bestattung? War er seit seiner Konfirmation überhaupt jemals in der Kirche gewesen? Und wie peinlich, wenn nur der Pastor die Lieder singt, die Trauergäste aber schweigen, weil niemand die Texte kennt oder sie nicht singen möchte.
Aber wir haben es doch auch anders erlebt, wirft Ulli ein. Wie nachhaltig kann der Abschied von einem Verstorbenen sein, wenn alles stimmt. Musik, Rede, Ausstattung der Feierhalle und die Art der Bestattung. Erst kürzlich waren wir tief berührt, als die Pastorin einen Brief des Verstorbenen vortrug, geschrieben wenige Tage vor seinem Tod, in dem er sich an seine Frau und an die Kinder und Enkel wandte, aber auch an die Trauergäste. So, als habe er diese Stunde vor seinem geistigen Auge gesehen, hatte er herzliche und tröstende Worte gefunden, sich bedankt und verabschiedet. Ein langes, erfülltes Leben hatte sich vollendet. Das machte das Trauern leichter.
Unser Rat:
- Machen Sie keine Vogel-Strauß-Politik nach dem Motto: Um meine Beisetzung können sich die Hinterbliebenen kümmern. Formulieren Sie beizeiten Ihre Wünsche und sprechen Sie mit Ihren Angehörigen darüber.
- Überlegen Sie, wie und wo Sie bestattet werden wollen. Passt eine Seebestattung oder ein Urnengrab im Ruheforst besser zu Ihnen. Möchten Sie anonym oder im Familien- oder Einzelgrab ihre letzte Ruhe finden? Wünschen Sie eine Erd- oder Feuerbestattung?
- Denken Sie auch an die Kosten für eine Beisetzung und die eventuell nötige Grabpflege, falls Hinterbliebene weit entfernt wohnen.
- Sie können sich dazu auch von Bestattungsunternehmen beraten lassen.

Um danach – als Hinterbliebene – nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren, wird es eine Zeit dauern, bis Sie wieder den täglichen Alltag bewältigen können. Nun bin ich allein. Es wird schwer sein, diesen Satz mit allen Konsequenzen zu realisieren. Und es wird schwer werden, den Weg ins Leben zu gehen, denn alles ist jetzt anders. Die Stille und Leere in der Wohnung. Niemand redet, hört zu, gibt Zuwendung und Hilfe. Das Bett, der Sessel – alles erinnert an den Verstorbenen. Ein Lieblingsfoto kann helfen. Es tut gut, wenn man über den Tag erzählt, auch mal schimpfen, weinen und die Verzweiflung herauslassen kann. Mit Kindern, Enkeln Fotos anschauen und sich gemeinsam erinnern. Denn auch sie trauern. Ganz allmählich, schrittweise sollte man wieder am Leben teilnehmen. Er oder sie hätte es sicher so gewollt. Aber besonders die Freunde sollten den Hinterbliebenen nicht allein lassen. Denn möglicherweise erleben sie dies irgendwann selbst oder wissen bereits, was man fühlt, wenn der Partner verstorben ist.
Alles wird leichter, wenn wir jemanden zur Seite haben, der uns zuhört, hilft und im Alltag begleitet. Für unsere emotionale Stabilität benötigen wir ein Gegengewicht, das uns wieder aufrichtet. Es ist wie das Netz für Akrobaten unter der Zirkuskuppel. Das können außer der Familie Freunde, Therapeuten, Selbsthilfegruppen, Seniorentreffs – oder auch ein Ehrenamt oder ein neues Hobby sein.
- Ziehen Sie sich nicht zurück, igeln Sie sich nicht ein, vereinsamen Sie nicht! Das erfordert Selbstdisziplin, Realitätssinn und manchmal Mut, über den eigenen Schatten zu springen.
- Pflegen Sie deshalb beizeiten soziale Kontakte, damit Sie vermisst werden, wenn Sie z.B. einmal nicht zur Chorprobe oder zum Kegeln kommen.
- Grüßen. lächeln Sie, sprechen Sie Menschen an – ohne aufdringlich zu erscheinen. Sie werden merken: Das Lächeln kommt zu Ihnen zurück.