
Mancher mag denken, wir – Anne und Ulli – seien ein Traumpaar, ein Vorzeigepaar, das weder Auseinandersetzung noch Fruststimmung kennt. Zum Glück ist das nicht so. Zum Glück? Wir wissen, wenn Menschen zusammenleben braucht es viel Toleranz, Respekt und Einfühlungsvermögen, damit der eine dem anderen nicht auf die Füße tritt. Aber wie schwer es ist, 24 Stunden am Tag mit einem Partner zusammenzuleben, und das oft auf relativ engem Raum, der muss wohl wirklich erst in der Nachberufsphase sein.
Als wir noch zu den „jungen Alten“ gehörten, also Rentner-Frischlinge waren, hat es ziemlich oft gescheppert bei uns. Nein, nicht mit Geschirr oder Kochdeckeln haben wir geworfen, sondern im Gegenteil, bei uns herrschte dann Funkstille und Eiszeit. Kennen Sie das? Jeder fühlte sich unverstanden, verletzt und gekränkt. Mal Anne, mal ich. Ich öfter, das muss ich zugeben. Anne lenkte meist zuerst wieder ein, obwohl eigentlich ich der unsensible Dickschädel war. Aber – einfach ist es wirklich nicht zu zweit, denn Mann und Frau ticken doch ziemlich unterschiedlich. Nur, das weiß doch jeder, bevor er sich das Ja-Wort gibt oder als Partner zusammenzieht. Oder?
Wir haben eine kleine Auswahl von entzündbarem Konfliktstoff zusammengefasst:
- Der eine lässt sich gehen, der andere leidet darunter. So mag Anne mich nicht unrasiert, ich aber finde einen Drei- und Mehrtagebart lässig und vor allem praktisch.
- Ein Partner ist neugierig und unternehmungslustig, der andere aber sehnt sich nach Ruhe und Zurückgezogenheit. Besonders bei großem Altersunterschied ist das ein häufig auftretendes Problem. Aber auch bei der Urlaubsplanung.
- Nur noch einer hat sexuelle Bedürfnisse. Und das muss nicht immer der Mann sein.
- Einer fühlt sich bevormundet. Bei der Erledigung der Hausarbeit, bei Finanzfragen … hat einer das Sagen, der andere fühlt sich unterdrückt und gegängelt.
- Der eine macht die Alltagsarbeiten, der andere nur den Fernseher an.
- Der eine wird pflegebedürftig, der andere fühlt sich permanent überfordert und vermisst seine bisherige Freiheit.
Obwohl wir viele dieser Probleme nicht persönlich kennen, wissen auch wir, wie schwer es ist, täglich mit Sonnenschein-Lächeln durchs Leben zu gehen. Aber wer erwartet das schon im Ernst? Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass auch im Alter eine glückliche Beziehung keinesfalls selbstverständlich ist, sondern oft harte Arbeit. Aber welche Alternative hätten wir?
Deshalb unser Rat für die, die es mit den guten und schlechten Zeiten ernst meinen:
- Es ist völlig normal, wenn Menschen unterschiedliche Ansichten und Vorstellungen haben. Schlimm wäre es, der eine würde um des lieben Friedens willen alles hinunterschlucken und sich fügen, während der Partner der autoritäre Bestimmer ist.
- Reden Sie miteinander über Ihre Wünsche und Enttäuschungen. Aber denken Sie dabei daran: Vorwürfe sind schlecht formulierte Wünsche! Anschuldigungen und beleidigende Formulierungen helfen überhaupt nicht – im Gegenteil.
- Suchen Sie gemeinsam nach Kompromissen, mit denen beide gut leben können..
- Notfalls wenden Sie sich an einen Mediator – einen neutralen Dritten, der die festgefahrene Situation lockert und Ihnen hilft bei der Suche nach Auswegen.
- Versuchen Sie nicht, die Kinder als Mittel zum Zweck zu benutzen. Sie sind sicher nicht glücklich bei dem Gedanken, dass ihre lebenserfahrenen Eltern mit ihren Alltagsproblemen nicht klar kommen.
- Aber wenn gar nichts mehr geht, haben Sie den Mut, einen Schlussstrich zu ziehen. Auch dafür ist man nie zu alt.