
Vor einiger Zeit bat ich meine Freundin, mir eine Übersicht ihres komplizierten Familiengeflechts zu erstellen. Die Namen der großen und kleinen Kinder konnte ich mit bestem Willen nicht mehr zuordnen. Während in meiner Familie alles recht beständig und übersichtlich so vor sich hin wächst , haben ihre drei Kinder jeweils Scheidungen hinter sich und neue Patchworkfamilien gegründet, wodurch meine Freundin zwangsläufig nicht nur neue Schwiegerkinder, sondern auch zusätzliche Enkel und Urenkel bekommen hatte. Nun arbeitet sie daran – gerecht, verständnis- und liebevoll – das Vertrauen der Enkelschar zu gewinnen und hat dabei die Rolle einer Familien-Mediatorin übernommen. Ich bewundere sie dafür, wie sie die Situation der jeweiligen Familie erkennt, vor allem aber auf die Schwierigkeiten und Probleme der neuen Enkel und Urenkel Rücksicht nimmt. Einige müssen sich in der neuen Familie zurechtfinden, müssen neue „Geschwister“ akzeptieren ohne eifersüchtig ihren Alleinanspruch auf den geliebten Elternteil zu behaupten. Andere verleben als Besuchskinder alle paar Wochen Tage oder sogar die Ferien in einer neuen Familie.
Hut ab vor den Eltern, die dieses Abenteuer angehen, aber Respekt auch vor den Patchwork-Großeltern, die es zu zweit oder auch alleine schaffen, den Kindern nach der Trennung ihrer Eltern das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln und ihnen helfen, den oft komplizierten Alltag zu meistern. Was aber tun, wenn den Großeltern nach der Scheidung der Umgang mit den eigenen geliebten Enkeln versagt wird, ihnen sogar Mitschuld an der Trennung unterstellt wird oder wenn die Patchwork-Enkel die neuen Großeltern ablehnen? Mit Sicherheit schmerzt eine solche Situation und fordert Geduld und Optimismus. Manches mag sich ändern, wenn die Enkel erwachsen werden und selbst Entscheidungen treffen können. Möglicherweise hilft auch eine Kinderkonferenz bei Oma und Opa, auf der die Probleme beim Zusammenwachsen der Familie benannt und Lösungen gesucht und gefunden werden.

Einfach wird es nicht sein, aber freuen wir uns doch über jedes neue Enkelkind, auch wenn es nicht das „eigene Fleisch und Blut“ ist. Jedes Kind hat das Recht, ein glücklicher Mensch zu werden. Und dafür braucht es auch Oma und Opa.