Wie war das mit der Pubertät?

„Kannst du dir vorstellen, dass unsere Caro auch mal so ein Pubertier werden könnte?“, fragte ich kürzlich meinen Ulli. Aber er schüttelte nur ratlos den Kopf. „Was für ein Tier?“ Typisch Ulli. Keine Ahnung von TV-Serien und üblichen Begriffen. Im Steno-Tempo erklärte ich ihm: Etwa 11-Jährige, bislang freundlich, entzückend – kommt in die Pubertät. Wird auf Schlag launische Diva, zickt rum, wird aufmüpfig oder auch übellaunig-maulfaul, macht Mücke zum Elefant und die Familie zur Chaos-Baustelle.

„Ach, die Pubertät meinst du“. Ulli hatte begriffen. Aber unsere Caro, die liebe Enkelmaus, mit der wir doch gerade einen entspannten Schweden-Urlaub verlebt hatten, in dem kein böses Wort gefallen war, unsere Caro und Pubertät? „Sie doch nicht“, meinte Ulli empört. „Pubertät“ – er zog das Wort verächtlich in die Länge.

Auch ihr seid bald dran mit der Pubertät

Und dann erinnerten wir uns an unsere Teenagerzeit. Anne hatte mit 14 ihre Verkäuferinnenlehre begonnen, ich war noch bis 16 zur Schule gegangen. Das hätten wir uns nie erlaubt, patzig oder frech zu unseren Eltern oder anderen Erwachsenen zu werden. Bei Widerworten gab’s was hinter die Löffel, wobei Ulli sich noch gut an ans lockere Handgelenk seiner Mutter erinnern konnte. Anne sei die Brave, Liebe gewesen, behauptete sie. „Aber ein bisschen gemault hab ich schon hin und wieder“, gab sie zu. Aber das war’s dann auch schon. Beide hatten wir klare Regeln gekannt, mussten Pflichten erfüllen und wehe, wir spurten nicht. Eltern und Lehrer waren Respektspersonen, da gab es keine demokratischen Entscheidungen, an denen wir Kinder mitwirken konnten. Und? Waren wir unglücklich? Fühlten wir uns unterdrückt? Und ist aus uns nicht trotzdem was geworden? So fragten wir uns und waren überzeugt: Unsere Teenagerzeit, damals sagte man auch Flegeljahre bei den Jungs, hatten wir in überwiegend guter Erinnerung.

Und doch: Sie verlief so ganz anders als die der Heranwachsenden heute. Manches kann man eben nicht vergleichen – so wenig wie Euro und Reichsmark. Ja, und was würden wir machen, wenn Caro doch so ein chaotisches Pubertier wird, das sich schwer damit tut, erwachsen zu werden?

Unser Rat:

  • Erst einmal abwarten bis es soweit ist. Dann Ruhe bewahren und sich nicht wegen jeder Kleinigkeit aufregen und die pädagogische Keule schwingen. Auf keinen Fall uns als das Maß aller Dinge hinstellen (Zu unserer Zeit … Das hätten wir uns damals erlauben sollen …)
  • Bestimmte Dinge akzeptieren. Beispiele: Freunde werden wichtiger als Erwachsene. Am Wochenende wenn möglich, morgens lange schlafen, abends nicht vor Mitternacht ins Bett gehen. Handys haben höchsten Stellenwert …
  • Trotzdem: Den Kontakt zu den Enkeln nicht verlieren und nicht beleidigt sein, wenn Anrufe oder WhattsApp seltener oder kürzer werden.
  • Geduld. Und immer ein offenes Ohr und eine helfende Hand, wenn sie benötigt werden.
  • Seien Sie überzeugt: Alles hat einmal ein Ende. Und das ist meistens gut.

Veröffentlicht von hedera77

Bin ein echtes Ostseekind, geboren in Rostock an der Warnow und noch heute glücklich - hier in meinem Elternhaus. Seit 15 Jahren bin ich im Ruhestand, der alles andere als ruhig ist. Immer noch bin ich neugierig - im Sinne von wissbegierig - und teile gerne meine Gedanken mit anderen denkfreudigen Menschen, egal welchen Alters.

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