
Weißt du noch? So beginnen für uns oft die Erinnerungen an die Zeit, als wir noch frischgebackene Rentner waren, erzählen Anne und Ulli. Den Begriff Senioren benutzte niemand. Damals dachten wir, noch alle Zeit der Welt zu haben und fühlten uns topfit, um die Welt aus den Angeln zu heben. Zum Nordcap und nach Neuseeland wollten wir reisen, unsere Gartenlaube abreißen und neu bauen, einen Teich anlegen, mit unserer Enkelin in einem Ferienhäuschen an der dänischen Ostseeküste Urlaub machen. Einen Hund wollten wir unbedingt haben und mit ihm täglich joggen oder Fahrrad fahren … Unsere Wunschliste wurde immer länger. Wir fühlten uns super und waren fest der Meinung, das würde auch in dreißig Jahren noch so sein.
Anne erzählt: Mit dem Hund wollten wir beginnen. Doch dann kamen die Bedenken. Welche Rasse? Wo bleibt er, wenn wir nach Neuseeland fliegen? Außerdem: Hund und Kleingarten – er langweilt sich da doch nur und buddelt unsere Rabatten um. Also, erst mal keinen Hund! Für Neuseeland und die Schiffsreise ans Nordcap mussten wir noch etwas sparen. Also würden wir schweren Herzens noch warten. Aber einerseits sparen und andererseits eine schicke Laube mit Teich und Kois? Das vertrug sich irgendwie nicht. Ulli ließ sich von einem Baumarkt-Slogan jener Jahre verführen und ernannte sich zum weltbesten Heimwerker. Die Laube abzureißen war kein Problem. Mit Hilfe unserer Freunde und ein paar Kästen Bier war das schnell geschehen. Das Entsorgen wurde schon problematischer und den Garten wieder vorzeigbar zu machen, kostete uns ein ganzes Jahr. An unsere Haushaltskasse will ich gar nicht denken. Auch nicht, wie genervt und gestresst wir damals waren. Spaß sah anders aus. Ulli wurde als weltbester Heimwerker degradiert, dafür aber zum besten Kunden des Baumarktes ernannt. Von mir. Eine Laube wurde schließlich fertig gekauft – und damit rückten unsere Reisepläne in noch weitere Ferne.

Ich will es kurz machen, versprach Anne. Den Garten haben wir an eine junge Familie verkauft. Besser gesagt: so gut wie verschenkt. Die Traumreisen haben wir immer noch nicht gemacht, dafür aber an der dänischen Ostseeküste mit Enkelin Caro einen Kurzurlaub verbracht. Und einen Hund haben wir zu Ullis Leidwesen auch noch nicht.
Unser Rat:
- Träumen Sie, aber bleiben Sie realistisch bei Ihren Vorhaben, um nicht enttäuscht zu werden.
- Planen Sie Ihre Aktivitäten so, dass Sie Erfolgserlebnisse haben. Suchen Sie Hilfe, wenn Sie alleine überfordert sind.
- Es erfordert Selbstdisziplin, angefangene Arbeiten auch zu beenden. Denken Sie an das Motto: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.
- Denken Sie auch daran, das Leben ist nicht endlos und die Gesundheit nicht zuverlässig stabil.