
„Vertrauen ist die stillste Form des Mutes“, so lautete der letzte Satz eines Thrillers aus dem Frankfurter Bankenmilieu mit Jürgen Vogel und Julia Koschitz in den Hauptrollen. „Vertraue mir“ – der Filmtitel. Ich vermute, die meisten Menschen werden diese Worte oder ähnliche Formulierungen schon mal ausgesprochen oder gesagt bekommen haben. „Du kannst mir vertrauen, wirklich!“ Wirklich? Ist nicht – so mittlerweile eine gängige Feststellung – Vertrauen gut, aber Kontrolle besser?
Vertrauen und Kontrolle sind Gegenspieler. Kontrolle bringt Sicherheit, Berechenbarkeit, Unabhängigkeit – ist aber auch ein Zeichen von Misstrauen. So ganz können wir leider auf sie nicht verzichten. Wenn ich jemandem vertraue, verlasse ich mich auf ihn, begebe mich in seine Hände, kann dadurch verletzlich und abhängig werden. Ja, es erfordert wahrlich Mut, sich jemandem anzuvertrauen und ihm bedingungslos zu vertrauen. Und es kann entsetzlich schmerzen, wenn Vertrauen missbraucht wird. Aber das Risiko müssen wir eingehen. Denn, wie arm wäre eine Gesellschaft, eine Familie oder Partnerschaft, in der es kein Vertrauen gäbe. Alles und jedes müsste durch Regeln oder Gesetze vorgeschrieben werden, kein Versprechen, keine Abmachung per Handschlag … auf nichts dergleichen könnte man sich verlassen, Kontrollorgane würden mit ihrer Arbeit nicht nachkommen, das Misstrauen würde die Menschen vergiften. Eine Horrorvision für mich.

Leuchtturm, Symbol für Vertrauen
In Gedanken sehe ich ein Kleinkind, das sich juchzend in die Arme eines Erwachsenen fallen lässt, einen Bungeespringer, der sich in die Tiefe stürzt, ein Paar bei der Eheschließung … Sie alle haben sich getraut. Sie besaßen dieses Urvertrauen, das durch verlässliche Liebe und Zuwendung oder durch technische Voraussetzungen entstanden ist und das wir so dringend brauchen im Leben. Denn nur so können wir uns auch selbst vertrauen und uns etwas zutrauen.
Leider gibt es auch hier den Gegensatz, das Ur-Misstrauen. Arm sind die Menschen, die mit diesem Defizit aufgewachsen sind und es wird schwer sein, ihr Vertrauter zu werden. Und so schließe ich mit den Worten von Matthias Claudius, dem deutschen Dichter: „Die größte Ehre, die man einem Menschen antun kann, ist die, dass man ihn zum Vertrauten hat.“