Vom Wollen und Sollen, vom Können und Dürfen

Wir kennen sie, die Zwei- und Dreijährigen, die etwas wollen, aber noch nicht können. Oder sie können etwas, dürfen es aber nicht. Wutanfälle,Gebrüll, gestresste Erwachsene sind die Folgen. Aber es gehört zum Großwerden und Grenzen erkennen dazu. Irgendwann ist diese Phase vorüber, es kommt das Müssen, aber nicht wollen oder mögen – die Null-Bock-Phase, die auch irgendwann vergeht.

Wir haben dies und mehr hinter uns, wenn wir die 60- oder 70plus erreicht haben und können mit Gelassenheit zusehen, wie die Jungen sich abstrampeln. Aber haben wir es deshalb einfacher? Ich denke, die schwerste Zeit kommt, wenn wir zwar mögen, wollen und oft auch müssen, doch einfach nicht mehr können. Um sich das aber einzugestehen, braucht es eine große Portion Vernunft, Realitätssinn – und Mut. Wohl dem, der den richtigen Zeitpunkt erkennt, um sein Auto abzumelden, die Leiter in den Apfelbaum nicht mehr zu benutzen, den Rollator startklar zu machen.

Blacky – unser Labrador-Retriever

Woher kommen mir diese Gedanken? Es war unser elfjähriger Labrador, der mich zum Nachdenken brachte (Auf dem Foto ist er noch ein Junghund). Wieder einmal litt er, hatte Schmerzen im Rücken, in der Hüfte, wusste nicht, wie er liegen oder stehen sollte. Ganz schlimm: Er schaffte die Treppe ins Obergeschoss nicht mehr. Wir sahen ihm seine Not an als er vor ihr stand, aber nicht konnte und sich nicht traute. Wir stellten sein Körbchen vor die Treppe und hörten noch lange sein trauriges Wimmern. Es war keine schöne Nacht für uns drei. Am nächsten Tag besorgten wir ihm seine „Agil-Tabs“, ein wahres Wundermittel. Abends traute er sich drei Stufen hoch, kehrte aber wieder um und legte sich ins Körbchen. Eine ruhige Nacht folgte. Am dritten Tag war er wieder der alte. Doch die Treppe ließ ihn dennoch stutzig werden. Also, ab ins Körbchen. Aber nach fünf Minuten hörten wir leise und vorsichtige Tapsgeräusche auf der Treppe und ein glücklicher Blacky holte sich bei uns sein Lob ab, um dann in seiner gewohnten Schlafecke zu verschwinden. „Ich will, ich schaff es, hat er sich gesagt“, behauptete mein Mann. Sie nennen das Vermenschlichung des Hundes und sprechen von Instinkt? Auch gut.

Veröffentlicht von hedera77

Bin ein echtes Ostseekind, geboren in Rostock an der Warnow und noch heute glücklich - hier in meinem Elternhaus. Seit 15 Jahren bin ich im Ruhestand, der alles andere als ruhig ist. Immer noch bin ich neugierig - im Sinne von wissbegierig - und teile gerne meine Gedanken mit anderen denkfreudigen Menschen, egal welchen Alters.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: