
Eine meiner Großmütter verlor im Ersten Weltkrieg ihre drei Söhne, ihr Mann starb nach Ende des Krieges infolge eines Arbeitsunfalls und die älteste Tochter wenige Jahre später an Typhus. So blieb sie mit der Jüngsten, meiner Mutter, alleine und lebte bis zu ihrem Tod in unserer Familie. Leider kann ich mich nicht an sie erinnern. Liebevoll und gütig soll sie gewesen sein, immer optimistisch und eine feste Stütze für meine Eltern. Eine Mutter und Oma war sie, wie sie sich jedes Kind wünscht. So jedenfalls weiß meine ältere Schwester zu erzählen.
Wie kann ein Mensch nach persönlichen Katastrophen solche seelische Widerstandskraft und Stärke entwickeln – wie ein Schilfrohr im Wind, das sich elastisch biegt, aber nicht knickt und zerbricht? Der Begriff Resilienz (lat. resilire: abprallen, zurückspringen) ist das Zauberwort. Man kann trainieren, in stürmischen Zeiten souveräner und gelassener zu reagieren, kann leistungsfähiger werden, ohne auszubrennen, Stress als Herausforderung zu empfinden. So versprechen es Resilienztrainer und wenden sich damit nicht nur an die berufstätigen Frauen, die oft an dem Spagat Familie – Beruf schier verzweifeln oder zum Beispiel an lebensbedrohlich Erkrankte, die den Kampf ums Leben nicht verlieren wollen. Auch in der Kindererziehung ist es wichtig, die Kleinen zu optimistischen das-schaffst-du-schon-Menschen zu erziehen – ohne dass sie ständig die Ellenbogen gebrauchen.

Mit zunehmendem Alter werden wir Senioren von Tod, Krankheiten und anderen schwerwiegenden Problemen betroffen. Auch kommt manches ins Bewusstsein zurück, das jahrelang verschüttet und verdrängt worden war. Besonders wir brauchen eine robuste seelische Widerstandskraft als Selbstschutz, damit wir nicht „den Kopf in den Sand stecken“, uns womöglich isolieren und mit Selbstzweifeln belasten, uns lebensuntüchtig fühlen und psychisch erkranken. Was kann helfen? Wer aktiv ist, lebendige soziale Kontakte pflegt, positive Gefühle zulässt – der wird auch im Alter zufrieden sein. Optimismus, Geselligkeit und ein Schuss Humor helfen, auch, wenn uns nicht immer zum Lachen zumute ist.