
Wenn ich mit den etwa gleichaltrigen Frauen beim Seniorensport darüber lache, dass das Seilspringen und Balancieren nicht mehr so klappt, dass einfache Dehnungs- und Fitnessübungen schweißtreibend sind, dann fühle ich mich wohl. Niemand will der anderen etwas beweisen, niemand stört es, wenn jemand ihr individuelles Tempo drosselt oder zur kurzen Ruhepause auf die Bank geht. Wir mühen uns, aber treiben uns nicht an, Fettpölsterchen und ähnliche kleine Katastrophen werden schon lange nicht mehr wichtig genommen. Wir lachen miteinander, aber niemals übereinander. Mit anderen Worten: In unserem Alter – wir steuern die 80 an – haben wir es geschafft, uns anzunehmen und zu mögen wie wir sind. Haben das Jammern um ein paar Pfunde oder andere meist eingebildete Makel aufgegeben und genießen die Jahre, jeder so gut es geht.
Kürzlich erzählte in einer Freundesrunde einer der Männer, wie sehr er sich darüber grämt, dass trotz aller Bemühungen Doppelkinn und Bauch nicht verschwinden wollen. Einer der Freunde schaute ihn verwundert an. „Aber anders kennen wir dich doch gar nicht. Und vor allem, wir sehen das überhaupt nicht, geschweige denn, dass es uns stört“, sagte er und hatte damit allen Anwesenden aus der Seele gesprochen. Wir sehen ihn, seinen Humor, seine Freundlichkeit und Kameradschaft, freuen uns darüber, was er weiß und kann. Dabei ist es doch völlig unwichtig, ob er Doppelkinn, Bauch und wenig Haare hat. „Wenn du keine gesundheitlichen Probleme wegen deiner Figur hast, dann höre auf, dich zu quälen. Nimm dich so wie du bist und vermies dir nicht die verbleibende Lebenszeit“, rieten wir.
Es wurde ein anregender Abend. Was ist uns wichtig im Alter, fragten wir uns und waren uns einig, dass es das selbstbestimmte Leben in vertrauter Umgebung ist, unabhängig von Pflege und Betreuung durch professionelle Kräfte oder die Kinder. Fit und gesund bleiben an Körper und Geist, das wünschten wir uns. Und lange gute Freunde an unserer Seite. Aber wir wussten, dafür gibt es keine guten Feen, die uns diese Wünsche erfüllen, das müssen wir selbst hinkriegen, um uns spätere Selbstvorwürfe zu ersparen. Nie wollten wir sagen müssen: Hätte ich doch früher etwas mehr für mich getan!