
„Das leben ist wie Fahrrad fahren. Um die Balance zu halten, musst du in Bewegung bleiben.“ Ja, Albert Einstein wird es wissen und er gefällt mir, dieser Satz. Denn der Begriff Balance gehört eindeutig zu meinen Traumwörtern. Ausgeglichenheit, Harmonie, inneres Gleichgewicht, also die seelische Mitte gefunden zu haben – welch schöne Vorstellung. Ohne Stress und Unruhe leben, nicht immer perfekt sein wollen, öfter einmal Nein sagen können, dafür etwas mehr an mich und den Spaß am Leben denken. Nichts komplizierter machen als es schon ist, dafür den Alltag gut strukturieren und planen, aber auch mal verrückt und spontan sein … Noch viel mehr fällt mir ein und da mein Sternzeichen die Waage ist, sollte doch eigentlich alles leicht umsetzbar sein.
Nun ist Einstein wahrlich nicht der Erfinder dieser Balance-Theorie, sondern schon Aristoteles, der kluge Grieche, hat bereits etwa 340 v. Chr. in der Nikomachischen Ethik über die Tugend als das Finden des rechten Maßes philosophiert und dies als Weg zum Glück beschrieben. Aber darüber etwas gelesen zu haben und danach leben – das sind zwei Paar verschiedene Schuhe.
Aber weshalb dieses Thema? Vielleicht hat mich die besonders unter Frauen so gern geführte Unterhaltung zum Thema Achtsamkeit und Selbstfürsorge inspiriert. Oder die Tatsache, dass ich bei Balanceübungen in meiner Sportgruppe oft schier verzweifle. Warum bin ich weit davon entfernt, die elegante Yoga-Übung „Baum“ hinzukriegen? Hab ich nicht früher problemlos die Standwaage auf dem Schwebebalken gekonnt und noch so vieles mehr? Ja früher! Bald kehrt zum Glück die Vernunft zurück und ich weiß, dass ich in meinem Alter kleinere Brötchen backen muss. Wobei mir bewusst ist, wie wichtig es ist, im Gleichgewicht verharren zu können. Denn Gleichgewicht ist unser zentraler Sinn. Wenn er nicht richtig funktioniert, kann es zu Schwindel und Unsicherheiten kommen, ebenso zu Fehlhaltungen und Sturzgefahr. Also heißt es üben, immer wieder üben. Und das kann man beim Telefonieren, Zähne putzen, bei Küchenarbeiten. So jedenfalls raten nicht nur knackige Zwanzigjährige bei einschlägigen Fitnessübungen. Wenn ich mindestens fünf Sekunden mit geschlossenen Augen auf einem Bein stehen kann, bin ich im grünen Bereich und es gelingt mir irgendwann auch 80 Sekunden. Vielleicht zu meinem 80. Geburtstag? Denn nur mit intaktem Gleichgewichtssinn werde ich auch dann noch Fahrrad fahren können. Und das möchte ich gerne, und zwar über die geplante Fußgänger- und Radfahrerbrücke, die 2026 (?) die Warnow überspannen soll.
