
Wie ist es zu schaffen, dass ich entspannt und voller Vorfreude auf die schönste Zeit im Jahr den Dezember genießen kann. Das frage ich mich jedes Jahr. „Du machst dir viel zu viele Gedanken“, sagt mein Mann. „Es wird wie immer sein. Die Kinder und Enkel werden kommen und wir werden es uns gemeinsam gemütlich machen.“ Ich aber denke an die Probleme meiner Lieben, es allen recht machen zu wollen – den Eltern und Schwiegereltern, dem Freund und der Freundin. Denke an ihre langen Autofahrten an die Ostsee auf hoffentlich gut befahrbaren Straßen, denke an Geschenke und die Einkäufe für die Festtage und die Tage danach. Was soll ich kochen, backen? Und neuerdings denke ich verstärkt an Freunde und gute Bekannte, die gesundheitliche Probleme haben oder allein sind. Sie bedrücken mich mehr als in früheren Jahren. Wächst die Empathiefähigkeit im Alter? Nehmen Krankheiten zu und die Angst, der eigenen Familie könnte Schlimmes geschehen?

Nein, das geht nicht. Schluss mit solchen Grübeleien. So sehr ich allen von Herzen Glück und Gesundheit wünsche, ich kann nur darauf hoffen, dass jeder mit Verstand und Verantwortungsbewusstsein durchs Leben geht und fährt und dass die großen Lebensunglücke uns erspart bleiben. „Die wahren Lebenskünstler sind bereits glücklich, wenn sie nicht unglücklich sind“, so las ich kürzlich. Und „das Glück kommt zu denen, die lachen“. Also, ich werde alle trüben Gedanken zumindest durch helle und schöne auszugleichen versuchen. Werde die Wohnung mit Tannengrün schmücken, Kerzen anzünden, mich auf Adventskonzerte und Weihnachtsfeiern freuen, über den kleinen stimmungsvollen Weihnachtsmarkt an der Ostsee bummeln. Wir werden Freunde einladen, lesen und Musik hören, aber dem Geschenktrubel und dem endlosen Musikgedudel in den Geschäften aus dem Weg gehen.
Unsere älteste Enkelin sagte bereits Mitte Oktober: „Opi, ich hab einen großen Weihnachtswunsch. Wieder eine richtige Feuerzangenbowle – mit Zuckerhut und zischender blauer Flamme – und wir alle wieder an dem großen Tisch mit dem leuchtenden Tannenbaum am Fenster.“ Und so wird es sein. So, wie in jedem Jahr.