Mach’s nicht!

„Trau dich, tu es, du kannst es!“ So fordern Eltern und Pädagogen kleine Kinder auf, damit sie lernen, selbstbewusst zu werden und ihre Kräfte und Fähigkeiten richtig einzuschätzen. Aus Kindern werden Erwachsene. Und darunter auch solche, deren Aktivität kaum zu bremsen ist und die gerne einen 30-Stunden-Tag hätten, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Aber irgendwann sind sie dem Leistungs- und Zeitdruck nicht mehr gewachsen, denn bei aller Pflichterfüllung kam die Erholung, das Angenehme, die Kür zu kurz. Dafür kann Burn-out kommen, Kreislauf und Herz machen schlapp.

Etwas verwundert erlebte ich kürzlich bei einem Springturnier, dass ein bekannter Reiter nach einem fehlerhaften Ritt verkünden ließ, er werde an diesem Tag nicht mehr antreten, damit sein Pferd sich für einen kommenden internationalen Wettkampf schonen könne. Doch nach einigem Nachdenken begriff ich, wie klug dieser Sportler war und wie gut es uns Senioren tun würde, die Aktivitätenliste zu kürzen.

Tu’s nicht, lass es sein. Es ist besser für dich, wenn du heute einen ruhigen Tag zu Hause verlebst. Wir sollten abwägen und dann entscheiden, was uns gut tut, was uns nachhaltig beeindrucken und erfreuen wird – oder auf was wir gut verzichten könnten, da es uns lediglich unnötige Anstrengungen und oberflächliche Unterhaltung bringen und möglicherweise von Wichtigerem abhalten wird. Und was uns wichtig ist, das sollte jeder selbst entscheiden. Aber es sollte zufrieden machen und dazu beitragen, die Schatulle mit schönen Erinnerungen zu füllen.

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Es ist so ähnlich wie der Trend, „mit leichtem Gepäck“ durchs Leben zu ziehen, der nicht nur bei jungen Leuten stark im Gespräch ist. Sie belasten sich nicht mit Briefmarkensammlungen, vollen Bücherschränken und Deko-Dingen in der Wohnung, sondern trennen sich von Überflüssigem und konzentrieren sich auf das Wesentliche im Leben. Was auch immer sie darunter verstehen.

Wie wäre es also mit einer Mach’s nicht-Liste, statt einem gefüllten Aktivitäten-Kalender?

Veröffentlicht von hedera77

Bin ein echtes Ostseekind, geboren in Rostock an der Warnow und noch heute glücklich - hier in meinem Elternhaus. Seit 15 Jahren bin ich im Ruhestand, der alles andere als ruhig ist. Immer noch bin ich neugierig - im Sinne von wissbegierig - und teile gerne meine Gedanken mit anderen denkfreudigen Menschen, egal welchen Alters.

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