Nächtliche Rettungsübung

Wir lieben unseren ungestörten Nachtschlaf. Noch ein paar Seiten lesen, Augen zu und eintauchen ins Reich der Träume. Blacky, unser damals zehn Jahre alter Labrador-Retriever, beginnt mit dem Schlafritual, während noch irgendein Krimi im Fernsehen läuft. Auch er läuft – mit zuckenden Pfoten und leisem Knurren träumt er neben uns auf dem Teppich, bald darauf hören wir sein leises Schnarchen. Wenn wir den Fernseher ausstellen und ins Obergeschoss gehen, taumelt er schlaftrunken hinter uns her und legt sich im Nachbarraum auf seine Decke. Unser Schlafzimmer ist tabu für ihn, obwohl die Tür offen steht. So war es – bis zu dieser Nacht:

Beim Herbstspaziergang

Es begann kurz nach Mitternacht. Blacky rast wie ein geölter Blitz die Treppe hinunter. Und ich? Plötzlich hellwach halte die Luft an. Was hat er? Bald darauf jagt er wieder hoch und schießt ins Schlafzimmer. Mit Pfoten, Schnauze und einem herzzerreißenden Wimmern weckt er sein Herrchen aus dem Tiefschlaf. „Was hast du? Geht’s dir nicht gut?“ Stöhnend steht mein Mann auf, zieht sich was über und geht mit Blacky in den Garten. „Überhaupt nichts hat er“, brummt er nach wenigen Minuten, „höchstens schlecht geträumt oder Langeweile“.

Wir reden Blacky ins Gewissen und schicken ihn wieder auf seinen Schlafplatz. Licht aus, weiterschlafen. Aber unser Hund hat offensichtlich Probleme. Er wimmert, tobt wieder ins Erdgeschoss, kommt gleich darauf wieder hoch – und macht dasselbe Theater mit mir. Jammert und drängt mich mit Schnauze und Pfoten dazu, aufzustehen. Nun zieh ich mich an, nehme die Leine und nachts um 2.35 Uhr gehen wir spazieren. Blacky scheint zufrieden und glücklich. Ihm fehlt überhaupt nichts – höchstens sein Herrchen, der männliche Rudelkumpel. Wie angewurzelt bleibt er plötzlich stehen, macht eine Kehrtwendung und signalisiert mir: Zurück! Sofort!

Kaum ist die Haustür aufgeschlossen, tobt er ins Wohnzimmer, verharrt einen Moment – und rennt die Treppe hoch ans Bett von Herrchen. Na, Sie wissen schon. Die Nacht ist für uns zuende. Und endlich begreifen wir: Blacky wollte unser Lebensretter sein, denn nun hören auch wir unseren Rauchmelder, der uns durch Piepton signalisierte, dass seine Batterie ihren Geist aufgeben wollte.

Kluger Hund. Schön, dass wir dich hatten.

Veröffentlicht von hedera77

Bin ein echtes Ostseekind, geboren in Rostock an der Warnow und noch heute glücklich - hier in meinem Elternhaus. Seit 15 Jahren bin ich im Ruhestand, der alles andere als ruhig ist. Immer noch bin ich neugierig - im Sinne von wissbegierig - und teile gerne meine Gedanken mit anderen denkfreudigen Menschen, egal welchen Alters.

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