
Suche dringend … biete dafür … Oder: Hilfst du mir beim Renovieren, helfe ich dir bei der Gartenarbeit, als Babysitter oder führe deinen Hund aus. So oder ähnlich heißt es in Nachbarschaftsnetzwerken, Heimwerkerforen oder Tierbetreuungsanzeigen. Helfen – unter dem Aspekt Geben und Nehmen – scheint eine der wichtigsten Grundlagen unseres sozialen Zusammenlebens zu sein. Doch wie sieht es mit der selbstverständlichen Hilfsbereitschaft in der Familie aus, die uns als Kinder vorgelebt worden ist? Zumindest sollte es so gewesen sein. Wie in einem unausgesprochenen Generationenvertrag helfen die Eltern ihren Kindern – oft bis sie ihre Ausbildung beendet haben und schon lange volljährig sind – und umgekehrt.
Aber oft ist die sogenannte Sandwich-Generation irgendwann in einer echten Zwickmühle. Einerseits werden die 40- bis 60-Jährigen für Unterstützung und den finanziellen Zuschuss an die Sprösslinge gebraucht, andererseits tragen sie die moralische Fürsorgepflicht und oft auch die finanzielle Verantwortung für ihre mittlerweile alten Eltern. So sind sie „eingeklemmt“ zwischen der Verantwortung für die Jungen und die Alten, sollen und wollen dennoch für ihr eigenes Alter vorsorgen und ihr momentanes Leben genießen. Hut ab vor denen, die die Betreuung ihrer Eltern nicht als notwendige Pflichterfüllung sehen, sondern als einen Herzenswunsch. Doch viel zu oft kommt ein schlechtes Gewissen auf, wenn die vielen Rollen, die man im Leben übernehmen muss, einfach nur zur Überforderung führen und man selbst mit seinen Wünschen ans Leben auf der Strecke bleibt.
Aber haben wir Alten das nicht auch alles hinter uns? Immerhin ist die Familie die natürlichste Hilfsorganisation, die am besten funktioniert. In einem Gespräch mit Gleichaltrigen hörte ich kürzlich aber folgende Meinung: Jede Generation hat das Recht, ihr eigenes Leben zu führen. Junge Eltern sollten ihren Kindern einen maximalen Start ins Leben ermöglichen und im Alter versuchen, unabhängig von ihren Kindern, selbstbestimmt und zufrieden zu leben. Sie sind nicht verpflichtet, zum Beispiel durch ständige Enkelbetreuung die Karriere ihrer Kinder zu ermöglichen. Besser ist es, sich gesundheitlich fit zu halten, sich rechtzeitig einen Freundeskreis aufzubauen, statt ihren oft weit weg lebenden Kindern und Enkeln Sorgen und ein schlechtes Gewissen zu machen. Standpunkte, über die wir nachdenken sollten.